Einmal bis zum “Top of Germany”
Nach der Tajakante haben wir uns einige Tage Erholung rund um Garmisch-Partenkirchen gegönnt. Ein bisschen Shopping von Ausrüstung, ein bisschen Baden im urigen Strandbad Pflegersee und einige Treffen mit meinen Verwandten (Anja`s). Ein Highlight war dabei die Wanderung durch die Partnachklamm mit meinen Neffen und meinem Bruder Michael und seiner Frau Nina. Auch von meinem Onkel Hajo und meiner Tante Lulu aus Partenkirchen wurden wir mehrfach mit leckerem Essen verwöhnt und mit tollen Tipps für weitere Pläne in den Alpen versorgt.
So langsam waren wir bereit: Wir wollten unseren schon lange vorhandenen Plan verwirklichen, die Zugspitze durch’s Höllental zu besteigen. Ob der anspruchswolle lange Weg für mich wirklich machbar wäre? Da war ich mir nicht immer so ganz sicher. Bald kam dann Constantijn aus Köln dazu - leider ohne den verletzten Jochen! Nach den letzten Absprachen und Überlegungen, machten wir uns am Dienstag auf in die Höllentalklamm. Da man dort sowieso ziemlich nass wird, konnten uns auch die angesagten Regenschauer nicht aufhalten und wir erreichten schon mittags ein bisschen durchnässt die Höllentalangerhütte. Dort nutzen wir noch die Zeit, um Spaltenrettungstechniken für die Gletscherüberquerung am nächsten Tag zu üben - ganz schön aufregend und neu das alles! Dafür hat es ziemlich gut funktioniert.
Nach einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns dann am nächten morgen um viertel vor 7 mit kompletter Gletscher- und Klettersteigausrüstung los - und hofften, dass die geringe Gewittergefahr gegen Mittag sich nicht bewahrheiten würde. Schon bald erreichten wir den ersten Klettersteig mit der Leiter und dem Brettl, das richtig schöne Tiefblicke unter den Füßen eröffnet. Dann ging es auf alpinen Wegen weiter über den grünen Buckel. Kurz vorm Gletscher wurde es etwas aufregend, da wir nicht ganz sicher waren, wo der “richtige” und der “falsche” Weg verlief. Vermutlich hatten wir den richtigen erwischt, allerdings verlor sich dieser und wir querten eine Blankeisstelle an einem sehr steilen Hang mit Steinrutsch - das war gar nicht so einfach und wir waren sehr froh den Eispickel (den man angeblich laut Bergshop in Garmisch für die Tour gar nicht braucht) dafür genutzt zu haben.
Kurz vorm Gletscherfeld machten wir eine kleine Pause und zogen unser Gletscherequipement an: Eisschraube, Steigeisen und einige Karabiner etc. Da der Gletscher sehr aper (wie ich gelernt habe, also blank ohne Schneeauflage) war, entschieden wir uns dann doch, nicht in einer Seilschaft zu gehen - die Gletscherspalten waren gut zu sehen. Dennoch waren wir froh, das Seil für alle Fälle dabei gehabt zu haben. Und dann ging es los - die erste richtige Gletscherbegehung für mich! Und das war ganz schön aufregend und steil! Aber die Steigeisen hatten super Halt auf der weichen, warmen Gletscheroberfläsche und so führte uns Jonas einen super Weg ohne große Gletscherspalten bis zur Randkluft. Wir hatten großes Glück, dass es dort noch keinen Stau gab und auch Schnee und Eis an der Stelle noch bis zum Klettersteig reichte - da haben doch bestimmt die Bergführer Hand angelegt?
Dann ging es weiter mit dem zweiten längeren Klettersteig. Wir konnten noch ein paar kurze Blicke auf den Gletscher und das Hufeisen des Höllentals erhaschen, bis wir schließlich ziemlich im Nebel versanken. So langsam machten sich auch die dünne Luft auf den inzwischen ca. 2600 Höhenmetern und die schon über 1000 Höhenmeter in den Beinen bemerkbar… Es wurde anstrengender und wir wurden langsamer aber es ging stetig voran. Dann ließen wir noch ein von oben absteigendes Flimteam der ARD vorbei, das hatte wohl auch mit besserer Sicht gerechnet! Und wir waren erleichtert, dass sie nicht aus irgendeinem Grund auf ihrem Weg nach Oben umdrehten. Schließlich erreichten wir gegen 13 Uhr den Gipfel und da war er dann schließlich - der Stau auf den letzten 10 Metern bis zum Gipfel, den wir uns mit den Touristen der Bergbahnen teilten… :) Da wurden wir auch gut mit unserer Gletscherausrüstung beäugt. Und ich war ziemloch stolz, selbst auf den höchsten Berg Deutschalnds gestiegen zu sein und das komplett aus eigener Kraft. Es war eine super abwechlungsreiche und vielseitige Tour und wer weiß, vielleicht wiederholen wir sie nochmal und haben dann bessere Aussichten und mehr Tiefblicke!