In den Dolomiten - Teil 1
Nachdem wir zwei teils regnerische Tage in zwei Klettergebieten hier verbracht haben, führte uns unsere Reise weiter auf verschiedene Klettersteige. Es ist unglaublich, wie viele es davon hier in allen möglichen Schwierigkeiten, Längen und mit unterschiedlichen Zustiegen gibt. Viele von Ihnen sind auf alten Kriegssteigen oder teilweise sogar in Tunneln eingerichtet, die im ersten Weltkrieg an der Alpenfront zur Kriegsführung erschaffen wurden.
Der erste Klettersteig (am 4. September) führte uns aus dem Tal mit einem Fluss auf den Berg Col Rosa auf 2160m. Zugegeben, dies ist nicht besonders hoch für die Dolomiten. Trotzdem hatte man von dort eine schöne Aussicht auf die Gipfel der Dolomiten ringsherum. Auch auf diesem Berg sah man alte Stellungen und Ruinen aus dem 1. Weltkrieg. Nach dem Abstieg konnten wir unseren morgendlichen Umweg über eine Brücke zum Parkplatz vermeiden, indem wir den Fluss barfuß durchquerten. Zum Glück war Jonas mit seinem Wanderstock an einer reißenden Stelle des Flusses „mein Fels in der Brandung“ 😊 So konnte ich (Anja) dem eiskalten Wasser, in dem nach wenigen Sekunden meine Füße schon kribbelten, schnell wieder entfliehen.










Unsere Fahrt führte uns zunächst zu einer Quelle in Cortina d‘Ampezzo, wo wir scheinbar endlos lange unsere Wasservorräte auffüllten. Cortina d’Ampezzo als DER Ausgangspunkt für Touren in den Dolomiten kam mir vom Col den Rosa aus noch eher wie ein recht kleiner Ort vor. Umso überraschter war ich, dass es dort eine recht große Einkaufsmeile gibt, auf der die Touristen flanieren und sich für ihre Bergtouren ausstatten. Da man hier nachmittags nichts „Vernünftiges“ zu essen bekommt, gaben wir uns mit einem Eis zufrieden und machten uns auf vielen Serpentienen zu unserem nächsten Schlafplatz auf dem Falzaregopass, wo wir uns was Leckeres kochten. Dieser Pass liegt mit 2100m witzigerweise fast so hoch wie der Berg auf den wir vormittags fast 800 Höhenmeter hochgelaufen waren. Auf dem Pass wurden wir mit einer grandiosen Aussicht direkt aus unserem Bus hinten raus belohnt und haben einen schönen Sonnenuntergang genossen.
Am nächsten Morgen machten wir uns zu Fuß auf eine längere Tagestour zur südlichen Fanesspitze. Beim Einstieg erzählte uns ein etwas aufgeregter älterer Herr aus Göttingen, dass dieser Klettersteig „Cesco Tomaselli“ einer der schwierigsten und schönsten in den Dolomiten sein solle. Voller Vorfreude stiegen wir also ein, machten an der empfohlenen Stellen zwischendurch eine Rast und waren von dem Steig echt begeistert! Gegen Mittag konnten wir eine schöne Aussicht genießen, die allerdings auch von vielen Wolken gestört wurde. Bald machten wir uns deshalb auf den Abstieg, der auch am Anfang ein nicht ganz leichter Klettersteig ist und dann über ein angeblich „rettendes“ Schuttkar führt. Da merkte ich mal wieder, dass mir fester, steiler Fels mit Sicherung tausendmal lieber ist, als rollende Stein unter den Füßen. 😊 Wir entschlossen uns noch den Aufstieg zur Lagazouihütte dranzuhängen. Während Jonas hinaufsprintete, lockte mich nur gerade so das hoffentlich geile Essen dort. Leider erfuhren wir dann wieder, dass man hier nachmittags nur Kuchen und Kleinigkeiten bekommt (der Lernerfolg vom Vortag war also ausgeblieben 😊). Zunächst waren wir unsicher, ob wir nun noch die endlos langen Treppen (laut einem Paar an unserem Tisch) durch den Kriegstunnel Galeria Malvezzi als Abstieg nehmen sollten. Obwohl die Wegfindung trotz zahlreicher Schilder im Tunnelgeflecht - leider ohne ein Schild mit „Abstieg“ – etwas schwierig war, schütze der Tunnel uns vorm Regen, durch den wir dann die letzten paar hundert Höhenmeter noch liefen. Am Auto angekommen stand noch eine Dusche an, die Jonas mit unserer Solardusche (die wir nicht in die Sonne gelegt hatten) auf dem Parkplatz im Dunkeln nahm. Ich drückte mich noch und wusch mich lieber im Van. Hier ist es nun nachts schon echt kalt geworden und wir machen immer mal wieder unser Standheizung an.


































Zwar waren wir am nächsten Tag schon ziemlich platt von der Tour, dennoch entschlossen wir nach dem Ausschlafen noch einen weiteren Klettersteig auf den Col de Bois ebenfalls zu Fuß von unserem Parkplatz aus zu machen. Dieser hatte nicht so einen langen Zustieg und war dank der Puffersicherung als Probeklettersteig im schwierigen Grad ausgeschrieben. Dies merkten wir dann direkt an der Schlange beim Einstieg. Zum Glück löste sich der Stau nach einigen Raststellen auf der Route auf und wir waren schon bald durch diesen schönen Steig geklettert. Nach einer recht kalten und öffentlichen Dusche auf dem Parkplatz machten wir uns wieder auf nach Cortina d’Ampezzo, wo ich mir neue Schuhe kaufte, da meine im Juni gekauften schon vorne aufplatzen. Anschließend gönnten wir uns noch richtig leckere Pizza und Nachtisch bei einem urigen Italiener.
Nun waren aber wirklich richtige Pausentage nötig, die wir mit Yoga/Dehnen, Videos drehen, Videocalls, lesen, lecker kochen und ich mit einem Spaziergang zum Dreizinnenblick verbrachten. Schließlich landeten wir wieder auf dem Campingplatz am Toblacher See, um unsere Wäsche zu waschen, die heiße Dusche und eine Toilette mit Wasserspülung zu genießen und unsere nächste Tour für die Zeit nach den Regentagen zu planen: Unsere letzte Tour in den Alpen wird eine viertätige Hüttentour in den Sextener Dolomiten sein, auf der wir bis zu 9 Klettersteige verbinden können. Unglaublich, was hier möglich ist – wir sind echt neugierig, wie das so ist!