Sechs Tage in der Lagorai mit Constantijn
Gut Ding will Weile haben :) Jetzt gibt es mit größter Verspätung meinen Bericht zu der Lagoraitour, die ich (Jonas) mit Constantijn gemacht habe, während Anja auf dem Stubaier Höhenweg war (31.07. - 06.08.). Eigentlich hätte uns Jochen auch begleiten sollen, allerdings hatte er auch die Tour auf die Zugspitze via Höllental nicht machen können. Das war sehr schade, wir haben ihn sehr vermisst!
Constantijn und ich sind gut in Predazzo angekommen und hatten einen ersten groben Plan entworfen. Proviant hatten wir für komplette 6 Tage dabei, also zwei große Rucksäcke mit annähernd 18kg. Überall auf den Wegen im Gebirge in der Lagoraikette sind Biwaks, mal besser, mal schlechter ausgestattet, in denen man kostenlos übernachten kann. Die Lagoraikette ist südlich der Dolomiten in Italien und ist im Gegensatz zu den Dolomiten von vielen Quellen und vielen grünen Wiesen und tollen Seen durchsetzt. Das klang nach genau dem richtigen Abenteuer! Wir hatten zur Sicherheit ein Tarp, Isomatte, sowie Schlafsäcke und Hüttenschlafsack dabei, damit man auf alle Biwakausrüstungen und sogar zur Not eine Draußenübernachtung gefasst war. Zusätzlich zu Kocher, Trockennahrung hatte ich noch einen Wasserfilter eingepackt.
Tag
Zum Glück haben wir die Polizei noch getroffen, die uns versichert hat, dass wir als Camper auf dem Parkplatz mehrere Tage stehen konnten. Die Camperparkplätze wurden kurioserweise fast alle von Einheimischen mit ihren Campern belegt, allerdings nicht bewohnt. Sie kamen immer wieder mit dem Moped vorbei um nach dem Rechten zu sehen.
Los gings: Wir sind ein tolles Tal hochgelaufen, über eine traumhafte Hochebene, die dann fast weglos zu einem Pass führte. Leider habe ich gemerkt, dass die neuen Schuhe, die ich mir in Köln gekauft hatte absolute Blasenfänger waren und so unbequem waren, dass ich unbedingt zurück zum Auto musste, um sie gegen meine Halbschuhe/Zustiegsschuhe (MS Wildfire GTX) tauschen musste, hohe Schuhe hin oder her. Also haben wir uns getrennt, Constantijn hat eine Übernachtung an einem See gemacht, ich bin eine sehr lange Strecke über ein weiteren Tal bis zum Wagen gelaufen, am Ende hatte ich 24km, 1200m hoch und wieder runter in den Beinen. Dafür hab ich gut geschlafen im Bus.
2. Tag
Ich bin morgens früh los, um einen Aufstieg an Seen vorbei zum Biwak Nada Teatin zu machen. Es war ein brüllend heißer Tag. Ich war fix und alle, als wir uns wieder getroffen haben, Constantijn war mir ein Stück entgegen gekommen. Das Biwak war spannend, mitten in den Fels gehauen und mit einem Bretterverschlag verschlossen. Drinnen war nur eine Leine gespannt, sowie zwei sehr einfach Pritschen direkt auf dem nicht sehr ebenen Boden. Jochen hätte nur schwer einen Platz gefunden :D Wir wussten, dass es wohl abends regnen und kurz gewittern sollte. Wir lagen also beide recht verschwitzt nach dem Tag in den Schlafsäcken (das Baden im See hatte ich ausgeschlagen, weil der See nicht besonders sauber schien). Dann ging es um 24h los mit Gewittern und mit Regen. Nach ca. einer Stunde merkten wir, dass es an allen möglichen Stellen reinregnete, bzw. das Wasser durch den Fels tropfte und mitten auf unsere Schlafsäcke. Wir breiteten das Tarp aus und verbrachten eine sehr schlaflose Nacht mit 6 Stunden Gewitter über unseren Köpfen. 😉
3. Tag
Wir waren super erledigt nach dieser Nacht. Schlafmangel und extreme Überlastung in den Beinen durch die ganzen Höhenmeter mit dem schweren Rucksack zeigten sich. Wir entschieden uns zum Biwak Coldose weiterzugehen, dass kannte Constantijn, es sollte sehr komfortabel sein. Dieser Tag war super anstrengend für mich, aber wir erreichten die Coldose Hütte bei gutem Wetter und verbrachten eine Nacht mit 11 Stunden Schlaf in der ofengewärmten Hütte. Außerdem konnten wir uns an der Quelle duschen und waschen was nach den zwei sehr schwitzigen Tagen ein supergeiles Gefühl war.
4. Tag
Wir entschieden uns für eine kurze Etappe, vor allem damit ich wieder zu Kräften kam. Entlang drei schöner Seen haben wir einen entspannten Wandertag gehabt und ich bildete mir ein, dass mein Rucksack leichter würde, da wir schon einiges Essen weniger mit uns rumtrugen. Das Biwak an einem See war inmitten einer Pferdewiese, die uns auch immer wieder besuchten und eine interessante soziale Hierarchie hatte. Das einzige männliche Pferd war ein Pony und viel kleiner. Es versuchte die ganze Zeit die Pferde zu begatten, was nicht gelang, weil es zu klein war. Die meiste Zeit trat es dann nach dem Weibchen, also ob die was für die fehlende Größe können, also ein gewöhnungsbedürftiges Sozialleben. Auf dem Weg zum See, wo wir drin geschwommen sind, wurden wir auch ein bisschen von den Pferden verfolgt, bis wir etwas schneller laufen mussten. Über die Steine folgten sie uns dann nicht mehr :D Es gab zum Glück noch eine Quelle in der Nähe. Ein Highlight war, dass in der Hütte jemand eine Bierdose von feinstem Forst Premium gelassen hatte für bierhungrige Wanderer. Und die waren wir. Es war ein Genuss :) Abends haben wir mit den beiden Frauen, die mit Hund auch im Biwak genächtigt haben ein schönes Lagerfeuer gemacht. In der Nacht wurden wir ein paarmal wach, weil die Pferde draußen Radau gemacht haben und der Hund angeschlagen hat, was super laut war, weil er quasi direkt neben einem im selben Raum war.
5. Tag
Nur so halb ausgeschlafen, aber körperlich wesentlich fitter haben wir unsere vorletzte Etappe gestartet, die hatte es am Ende in sich, fast 9km, 670m hoch, 818m runter. Zwischendurch kamen wir an einem bewirtschafteten Talbereich vorbei, wo wir uns eine Cola, sowie eine Platte mit Fleisch und Polenta teilten, das war sehr gut! Wir kamen am letzten Biwak an, das Bivacco Slavici. Dieses war super urig, allerdings war auch der Mäusedreck Teil der Urigkeit 😊 trotzdem hatte sie einen Ofen mitten im Raum und draußen vor der Tür sogar einen Brunnen. Leider kam dort kein Wasser raus. Allerdings bildeten wir uns beide ein in der Ferne Wasserplätschern hören zu können. So liefen wir über die Wiesen und fanden schließlich den Ursprung der Quelle, wo ein Rohr das Wasser zu unserem Haus abzweigte. Wir reparierten eine gute Stunde mit Messer, einem alten T-Shirt, Faden usw. an der Quelle rum, bis die irgendwann funktionierte und das Wasser am Haus rauskam. Wir mussten noch ein bisschen finetuning betreiben, sind nochmal zur Quelle gelaufen, haben das Rohr weiter gereinigt und schließlich sprudelte das Wasser raus. Das war ein sehr erhabenes Gefühl!
6. Tag
An diesem letzten Tag, der Rucksack fühlte sich wesentlich leichter an, nahmen wir die letzte Etappe wieder zum Bus. Geduscht und im Ort bei einem italienischen Kaffee konnten wir auf eine erfolgreiche Tour zurückblicken. Am Ende haben eine schöne Rundreise in der Lagoraikette gemacht, die sehr beschwerlich gestartet war, aber umso erfolgreicher zu Ende ging! Es hat viel Spaß gemacht permanent auf ungefährt 2000m unterwegs zu sein! Vielen Dank Constantijn für die tollen Gespräche, die gute Wanderkameradschaft, die viele Unterstützung und die super Woche! Wer meine Tour nachempfinden will, hier ist sie aufgezeichnet: https://www.outdooractive.com/de/route/bergtour/val-di-fiemme/tourenplanung-am-27.08.2022-11-28-56/250725804/
Constantijn habe ich am Brennerpass zu Bahnhof gebracht, er ist weiter gefahren nach Heiligenblut am Großglockner für weitere Touren. Ich habe Anja eingesammelt, super fertig war am Ziel des Stubaier Höhenwegs, sie war die letzten drei Tage wohl mit Corona unterwegs gewesen, wir wir bei ihrem positiven Test im Bus bemerkten. Ich habe es dann zwei Tage später auch gehabt und es ging mir recht dreckig mit Kopfschmerzen, Fieber und Gliederschmerzen. Aber davon mehr, im weiteren Bericht 😊